Ein Bild aus trockeneren Zeiten

Ich habe mich heute einmal durchs Handy gewühlt und dabei dieses Bild gefunden. Auch wenn jetzt nicht wirklich Zeit ist für die Schafschur: Das kommt wieder, schneller als einem lieb ist.

Einmal im Jahr müssen die Schafe geschoren werden. Ist das nicht der Fall, haben die Schafe durch die immer weiter wachsende Wolle mit ernsthaften gesundheitlichen Schäden zu rechnen.

Das Scheren, sofern kein Stall zur Verfügung steht, findet nach der “Schafskälte” statt.

Der Temperatureinbruch in der ersten Junihälfte trägt seinen Namen sicher nicht ohne Grund.

Gerade befinden wir uns aber in einer anderen Phase des Schäferjahrs: Tatsächlich gehen wir gerade auf Weihnachtsmärkte und verkaufen dort die Produkte aus unserer Wolle.

Ein Winterbild aus Kaisersesch

Hüten im Schnee ist eine ganz große Freude für uns alle.

Die Schafe fressen bei dem Winter-Wetter, als ob es kein Morgen geben würde. Verbunden mit der Gewissheit, dass die Tage kurz sind derzeit – und das wissen die Schafe so etwas von genau – kennen sie nichts als arbeiten, arbeiten, arbeiten.

Wenn dann der Schnee fällt, dann stehen sie. Dann wird nicht mehr von links nachts rechts gerannt und geschaut, ob es vielleicht dort hinten in der Ecke noch etwas Besseres gibt, dann gehen die Köpfe runter und die Herde steht.

Ich könnte eins, zwei Stunden verschwinden, es würde wohl keinen Unterschied machen. Es sei denn, es kommt ein Gassigänger vorbei. Dann gehen sie diesem vielleicht hinterher.

Man braucht kaum die Hunde, man braucht kaum die Stimme zum Dirigieren, die Akustik ist ohnehin merkwürdig dumpf und so ist es vor allem eines: Still. Großartig.

Schnee an sich ist weitaus angenehmer als Regen, kennt man ja von sich selber. Zumindest treffe ich viel mehr Menschen im Schnee als an einem Regentag.

Wie ein Schaf durchs Nadelöhr

Das ist unser Sortiersystem, auch “Trichter” genannt. Es besteht aus einzelnen Hurden und ein paar Spezialelementen, die man zusammenstecken kann. Es ist fix auf- und abgebaut; alles was man braucht, ist eine einigermaßen ebene Fläche.

Im Prinzip funktioniert unser System wie eine Sanduhr – nur mit Schafkörnern.

Wenn die Schafe das System gewohnt, laufen sie sehr gut hindurch. Im Behandlungsgang können wir viele unserer Routinearbeiten erledigen. Sortieren, Entwurmen, Einzeltierbehandlung oder das Aussuchen der Nachzucht. Auch zur Schur bauen wir es auf.

Vorne und hinten sind zwei Galgen angebracht, mit denen man den Gang schließen kann.

In Deutschland gibt es nur wenige Hersteller für solche Systeme. Die schafreichen Länder des früheren Empire haben da weit ausgefeiltere Systeme. Leider kommt man da schwer ran oder es wird unverhältnismäßig teuer.

Auch unser TÜV ist da ein Problem. Es gibt Behandlungsanhänger, die sind schlichtweg genial. Aber die muss man bei uns auf einem anderen Hänger transportieren.

Hüten an der Staustufe in Müden an der Mosel

Dieses Jahr haben wir zum ersten Mal auch an der Mosel zwischen Treis-Karden und Müden gehütet.

Früher zogen hier im Herbst und im Winter immer Schäfer durch mit weit größeren Herden als der unseren.

Unser Beruf wird aussterben. Aber solange es geht, werden wir die Fahne hochhalten.

Ich wünsche mir, dass in dreißig Jahren vielleicht nochmal jemand mit Schafen herum läuft und dann jemand sagt: “Ja, komm nur her mit deinen Schafen. Früher kam hier immer der Wanderschäfer durch.”

Dann ist unser Teil getan.

In der Mittagspause gibt es dann ne Räucherforelle beim Moselfischer Barden. Auch nicht mehr viele von übrig…

Schafe, Insekten, Vögel und wir

Artenvielfalt ist ein umfangreiches Feld. Alles ist miteinander verkettet, Tausend winziger Zahnräder halten ein System am Laufen.

Das macht es natürlich schwierig, einzelne Entscheidungen oder Veränderungen in einem System beobachten und auf eine Ursache zurückführen zu können.

Trotzdem gibt es hin und wieder interessante Studien, vor allen Dingen grundsätzlicher Natur. Also Beweidung “ja oder nein”.

Dazu ist mir gerade etwas Interessantes untergekommen: Eine Studie aus dem Nationalpark Schwarzwald über Beweidung und Dungkäfer:

Untersuchungen aus England zeigen, dass ein etwa 600 Kilogramm schweres Rind mehr als elf Tonnen Dung im Laufe eines Jahres auf der Weidefläche liefert. Dieser Dung wird von etwa 120 Kilogramm Insektenlarven genutzt.

Zitat aus obigem Dokument

Und da kommen dann wieder die Vögel ins Spiel, die man hierzulande immer weniger hört. Es ist eben nicht damit getan, Hecken zu pflanzen, Spritzmittel zu verbieten und Hauskatzen des Mordes zu verdächtigen.

Weidetiere wie Schafe sind treiben einen Motor an, die Prozesse beschleunigen und intensivieren, die man so einfach gar nicht überblicken oder messen kann.

Zum Abschluss auch noch ein Wort zum leidigen Thema CO2-Bilanz: Solange Wiederkäuer von absolutem Grünland – Flächen, auf denen man nichts anders anbauen kann – leben und extensiv gehalten werden, können sie niemals schlecht für unser Klima sein.

Erst, wenn man Wiederkäuer von dort füttert, wo man auch für Menschen verwertbare Lebensmittel herstellen kann, könnte das Verhältnis kippen. Und wahrscheinlich nicht mal immer, denn auch diese Prozesse sind viel zu komplex, um eine so einfache Aussage treffen zu können.

Ein paar Bilder aus Senheim

Senheim ist einer unserer Hauptorte für den Sommer geworden. Durch eine große Zahl an Wingertsbrachen, die für uns alle gut erreichbar sind, eignet sich fast die gesamte Lage zum Hüten.

Das ist ein Bild aus einer der Brachen, die wir jetzt noch einmal neu hinzu genommen haben. Es wird spannend zu beobachten sein, wie sich diese durch die Beweidung verändern wird.

Ich sehe die Veränderungen auf den Brachen noch, doch ich denke, dass der Anblick für die Menschen vor Ort schon normal geworden ist. Selbstverständlich sozusagen.

Hinzu kommt, dass die Veränderung durch Beweidung natürlich langsam geht. Oder in einem solch feuchten Jahr wie diesem auch gar nicht so recht vorwärts kommt.

Dauergrünland, Weidesysteme kann man eben nicht einfach umbrechen und neu einsehen.

Auch Mulchen macht nur in begrenztem Ausmaß Sinn. Es muss immer auf die mögliche Beweidung angepasst sein und nicht umgekehrt. Sonst wächst alles viel schneller wieder zu, als man es frei gestellt hat.

Aber wir kommen wieder, Senheim 😉

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